Festival No Pasaran

 

No Pasaran – Eine (kritische) Nachbetrachtung

Wir vom Antifaschistischen Netzwerk Hildesheim, haben am 13.10. nach monatelanger Vorbereitung das No Pasaran Festival in der Kufa ausgerichtet. Nachdem wir alles aufgeräumt und nachbereitet haben, wollen wir euch nun nach einer Woche ein paar Gedanken zum Fest mitteilen, die das Resultat intensiver Nachbereitung sind.

Bevor wir zum kritischen Teil des Abends kommen, wollen wir zum Ausdruck bringen, dass wir von der großen Besuche*innenzahl bei jedem Vortrag begeistert sind. Das leckere Essen der Vokü und des kurdischen Treffs wurde gut angenommen und wir hatten quasi keine Reste. An den Infoständen und im Infoladen war gut was los und viele Leute deckten sich mit Material ein. So haben wir uns den Nachmittag auch vorgestellt. Am frühen Abend sollten eigentlich 6 Acts von Rap bis Punkrock stattfinden. An dieser Stelle wollen wir darüber aufklären, warum es nur zu spontanen Auftritten kam. Alle (!) Bands aus dem Abendprogramm haben uns erst einige Tage vor der Veranstaltung abgesagt. Meist aus Krankheitsgründen, doch manche haben es auch verpennt, eine Punkband musste sogar wegen Arbeit absagen. Wir haben spontan ein kleines Alternativprogramm aufstellen können – vielen Dank nochmal an Polaroit, Tygermob und Cito.

Doch leider blieben die Bandabsagen nicht das einzige, das uns im Nachhinein nachdenklich stimmt. Wir wollen vor allem auf die Ereignisse nach 23:00 Uhr eingehen. Es gab zu diesem Zeitpunkt mehrere sexualisierte Übergriffe auf Frauen*. Die Personen, die die Übergriffe durchführten, verhielten sich äußerst aggressiv und versuchten anschließend Besucher*innen des Festes, welche das Verhalten unterbinden und die Leute rausschmeißen wollten, körperlich anzugreifen. Die eingesetzten Kufa-Türsteher halfen zwar, die Aggressoren des Geländes zu vertreiben, jedoch waren sie nicht sonderlich bemüht die Personen auch mit einem Hausverbot zu belegen. So sagte ein Kufa-Secruity sogar zu einer übergriffigen Person, die Frauen* bis auf die Toilette verfolgt hat, sie könne ja morgen wieder kommen, aber für heute sei Schluss. Wir möchten aber auch kritisieren, dass Personen bei dem Übergriff auf der Damentoilette untätig blieben und nicht in das Geschehen eingriffen. Im Falle der Agressoren, welche eine Schlägerei anzetteln wollten, musste ein Aufgebot von Cops eingreifen.

Im Anschluss an diese hitzige Situation konnte sich die Lage nicht beruhigen, was an der fortgesetzten Anwesenheit einiger der Agressoren und weiteren Vorfällen mit stark alkoholisierten Makkern lag.

Es wurde noch an dem Abend ein spontanes Plenum einberufen und im Konsens entschieden die Veranstaltung um 1 Uhr abzubrechen. Wir haben diese notwendige Entscheidung getroffen, weil es nicht mehr möglich war, allen Personen eine schöne Party zu ermöglichen. Damit wollten wir als Veranstalter*innen zum Ausdruck bringen, dass unsere Party kein Ort ist, an dem sexualisierte Übergriffe unkommentiert bleiben und sich Nichtbetroffene aus der Verantwortung ziehen können. Angreifer*innen somit geschützt agieren können und Betroffene allein gelassen werden und keine solidarische Unterstützung finden.

Das Antifaschistische Netzwerk Hildesheim versteht sich als feministisch, was für uns selbstverständlich bedeutet, sexualisierter Gewalt den Nährboden zu entziehen und den Sexismus und das Patriarchat in der Gesellschaft anzugehen. Dies beziehen wir auch expliziet auf die Hildesheimer Partykultur, in der es keine Schutzräume für FLTI* (Frauen, Lesben, Trans, Inter, Sternchen) gibt und sexualisierte Übergriffe, auch und in letzter Zeit insbesondere in der Kufa, leider alltäglich sind.

Daher fordern wir den Aufbau einer Awarenessstruktur in der Kufa, die mit dem Securitypersonal zusammen arbeitet und sich parteiisch um die Bedrüfnisse von Betroffenen kümmert. Gleichzeitig sehen wir auch jede*n Besucher*in in der Pflicht bei grenzüberschreitenden Handlungen einzuschreiten und die Betroffenen zu unterstützen. Dieses schließt mit ein, die restlichen Gäste auf solches Verhalten aufmerksam zu machen, um nicht die Angreifer*innen zu schützen. Die Definitionsmacht bei einem solchen Übergriff sehen wir hier bei den betroffenen Personen, welche auch die weiteren Handlungen zu bestimmen haben. Daher sprecht Betroffene von solchen Handlungen an und bietet Unterstützung an.

Auch wir sehen uns dabei in der Pflicht uns selbst und der Öffentlichkeit Angebote zu schaffen, in denen Awarenessstrategien erlernt werden. Denn trotz der schwierigen Partykultur in Hildesheim, möchten wir auch in Zukunft mit euch gemeinsam feiern und Alternativen zu kommerziellen Partys schaffen. Dabei stehen wir vor der großen Herrauforderung einen Ort in Hildesheim zu finden, an dem wir einen kollektiven und solidarischen Umgang haben, um die alltäglichen Diskrimminierungen von Menschen zu überwinden.

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Was euch erwartet:
Der Raum wird kurzfristig bzw. vor Ort bekannt gegeben. Die Zeiten können sich unter Umständen noch ändern:

Basics und Praxistipps zu politischer Arbeit und der rechtlichen Lage – Ein Vortrag/Workshop der Roten Hilfe – 16:30 Uhr
Genoss*innen der Roten Hilfe werden euch einige Grundlagen zur rechtlichen Situation im Rahmen politischer Arbeit näher bringen. Außerdem geht es darum wie ggf. mit Repression (Anzeigen, Gerichtsprozesse, etc.) umgegangen werden kann und wie Solidarität geschaffen wird. Bildet euch, bildet Banden und bildet euch nicht ein ihr seid machtlos und könnt nix verändern!  https://www.rote-hilfe.de/

Nazistrukturen in Hildesheim – Ein Vortrag von Nazimelder Hildesheim – 18:30 Uhr
Es werden extrem rechte Parteien, Kameradschaften und Gruppen aus Hildesheim vorgestellt. Wie sind sie aktuell in Hildesheim aufgestellt? Welche Gefahr geht von ihnen aus? Und wo könnte man ihnen über den Weg laufen? https://nazimelderhi.blackblogs.org/

Vortrag über demokratischen Konföderalismus – 17:30 Uhr
In Nordsyrien/Rojava entsteht im Vakuum des syrischen Bürgerkriegs ein basisdemokratisches Gesellschaftssystem, mit dem Anspruch allen Religionen, Ethnien und Geschlechtern eine Stimme zu geben. Ein Vortrag über ein Projekt der Hoffnung im nahen Osten.

Wie heulen graue Wölfe? – 19:00 Uhr
Die faschistischen „Bozkurts“ bilden mit dem türkischen Staat an ihrer Seite eine ernsthafte Bedrohung für viele Menschen, nicht nur in der Türkei. Ein Vortrag über eine gefährliche Organisation.

Musik: Shaban – kurdische Folklore – 18:30 Uhr
Die Folklore Band Shaban wird uns mit traditioneller, aber auch revolutionärer kurdischer Musik bespielen. Das Konzert läd zum Dilan-Tanz ein und selbstverständlich dürfen die Hevals (Freund_innen/Genoss*innen) sich dabei auch gern im kurdischen Tanz üben!

Musik: Theorist – Rotzfreche Straßenmusik – 16:30 Uhr
Mit dem Akkordeon gegen Staaten, Hierarchien, Knäste und Umweltzerstörung.

Die weiteren Bands und Acts werden die Tage bekannt gegeben!