Starkes Zeichen für Antirassistischen Feminismus

Am Sonntag, den 13.März, versammelten sich etwa 200 Menschen am Hildesheimer Hauptbahnhof um an der Demonstration „Unser Feminismus bleibt antirassistisch“ teilzunehmen. Leider wurde eine Gruppe von etwa 30 Leuten, die aus Hannover zur Demo kommen wollten von der Polizei wegen fadenscheinigen Gründen noch am Bahnsteig aufgehalten. Dennoch setzte sich der  Demozug nach einigen Redebeiträgen in Bewegung um durch die Innenstadt zum Marktplatz zu laufen, wo sich der Grund für die Demonstration fand. Hier versammelten sich lediglich 100 sogenannte besorgte BürgerInnen um „Für mehr Sicherheit für Frauen und Kinder“ einzustehen. Der Tenor der Kundgebung am Marktplatz war mit rassistischen Ressentiments unterlegt. So phantasierten sich die RednerInnen der Kundgebung einen Anstieg der Vergewaltigungen und Übergriffe seit Anfang der vermeidlichen „Flüchtlingskrise“ herbei. Auch eine Personengruppe von etwa 30 Neonazis aus dem Umfeld von „Die Rechte“ und „Aktionsgruppe Hannover“ applaudierten dort zu Forderungen wie „Grenzen Hoch“.

Bei der Gegendemo wurde dem konsequent widersprochen. Die Leute auf dem Marktplatz würden  das Problem der sexualisierten Gewalt gegen Frauen auf die geflüchteten Menschen verschieben. Die Feministin Erna T. Sagt im Laufe der Demo: „Ich verspüre nicht das Bedürfnis von weißen nationalistischen Männern beschützt zu werden. Wenn Nachts rechte Bürgerwehren patrouillieren, wiege ich mich sicherlich nicht in Sicherheit.“ Auch das Aktionsnetzwerk gegen Rassismus Hildesheim unterstreicht diese These und belegt sie mit Verweis auf die kürzlich vorgestellte Kriminalitätsstatistik (Verweis Hiaz vom 26.02.2016). Die Veranstaltungsleitung zieht ein positives Fazit: „Ich bin beeindruckt wie viele Menschen sich so kurzfristig versammelt haben. Ein breites Bündnis aus Gruppen, Initiativen und Institutionen haben die Demo unterstützt, weshalb sie ein buntes Bild präsentierte. Wir haben ein starkes Gegengewicht zur rassistischen Veranstaltung gegeben und gezeigt, dass in Hildesheim kein Platz für Hetze, Lügen und Vorurteile ist. Es ist aber auch skandalös, dass Menschen ohne Begründungen von der Anreise zu einer angemeldeten, friedlichen Versammlung abgehalten wurden.“

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Pressemitteilung: Unser Feminismus bleibt antirassistisch!

Am Sonntag den 13. März treffen wir uns um 14.00 Uhr in Hildesheim auf dem Bahnhofsvorplatz: Unser Ziel ist es ein starkes Zeichen für aktuelle Feminismen zu setzen. Deutlich grenzen wir uns dabei von der rassistischen Hetze sogenannter „besorgter Bürger_innen“ ab, die die Geschichte des Kampfes um gleiche Rechte nicht erst seit den Vorfällen in Köln benutzen um ihre Propaganda zu verbreiten.

Wir begrüßen alle Engagierten, die sich tatsächlich „für mehr Sicherheit“ auch von nicht-weißen / nicht-deutschen Frauen* und Kindern einsetzen. Dazu ist es grundlegend die Fakten zu kennen: Das Bild des unbekannten Vergewaltigers ist ein billiges Klischee. Vergewaltigungen und sexualisierte Übergriffe geschehen fast ausschließlich innerhalb der Familie, im Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz. Sexistische Strukturen und alltägliche Gewalt gegen Frauen war noch nie ein „eingewandertes“ Problem! Es gilt weiterhin den sexistischen Normalzustand zu bekämpfen, denn 96% aller der Täter_innen sind Männer – Ein geringer Prozentteil davon Migranten.

Diese „besorgten Bürger_innen“, deren Frauenbild die der Mutter und Hausfrau ist, reduzieren die Überlebenden der Angriffe zu Opfern, stilisieren sie zu Ikonen einer anti-feministischen Bewegung und treten die Kämpfe aller nicht-weißen und nicht-deutschen Frauen mit den Füßen. Rassismus darf nicht die Antwort sein! – (Pro)Feministischer Widerstand hetzt nicht gegen Geflüchtete, da er die Verwebung der Machtstrukturen erkennt. Keine Frau*, egal welcher Herkunft ist der zu schützende Besitz der weißen, nationalistischen Männer. Kein Mensch braucht eine selbsternannte Bürgerwehr, die Angst und Schrecken verbreiten will. Wir wehren uns selbst – und begrüßen informierte Unterstützung!

Wie auch kürzlich nach Angaben der Hildesheimer Kripo-Chefin Birgit Thieme in der HiAZ zu lesen, ist die Zahl der in Hildesheim erfassten Gewaltdelikte gegen Frauen von 2014 auf 2015 gesunken. Wir lassen nicht zu, dass mit plumpen Argumentationen und Vorurteilen gegenüber Geflüchteten, fernab von Fakten und Realität, die Situation für uns, geflüchtete wie nicht-geflüchtete Frauen, verschärft wird und wir als Ausrede dafür herhalten sollen, dass der Mob seine Lügen auf unseren Schultern verbreitet. Wir werden nicht der Nährboden für neue 1933er-Zustände sein: Wehret den Anfängen! Setzt euch auseinander und redet mit den Menschen, die hierher gekommen sind.

Daher fordern wir eine reflektierte Debatte über rassistische, sexistische und kapitalistische Unterdrückungsstrukturen – inklusive einer umfassenden Diskussion zum weiterhin etablierten Alltag sexualisierter Gewalt.  Wir stehen ein für einen antirassistischen Feminismus, der alle Menschen mit einschließt.

Unser Feminismus bleibt Antirassistisch

Demo 13. März 2016
14.00 Uhr – Hildesheim Hbf

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Am 13. März wollen besorgte Bürger_innen „für mehr Sicherheit“ auf dem Hildesheimer Marktplatz demonstrieren. Sie fantasieren einen Anstieg von Gewalttaten gegen Frauen seit Beginn der „Flüchtlingskrise“ herbei.
Kein Wunder, dass sich die neonazistische Partei „die Rechte Hildesheim“ und Initiator_innen der rechten Hildesheimer Bürgerwehr ebenfalls angekündigt haben. Kreise, die sonst gegen „Gender-Mainstreaming“ wettern, nutzen die Vorfälle in Köln, um das Problem des Sexismus auf „die Fremden“ zu verschieben.
Das Bild des unbekannten Vergewaltigers ist ein billiges Klischee. Vergewaltigungen und sexualisierte Übergriffe geschehen häufig innerhalb der Familie und dem Bekanntenkreis. Auch der sogenannte „Schutz unserer Frauen“ drängt Frauen nur in die Opferrolle und spricht ihnen den Subjektstatus ab, indem es Frauen auf den zu schützenden Besitz des weißen Mannes reduziert. Das ist patriarchaler und rassistischer Bullshit vom Feinsten!

Sexismus ist nicht eingewandert, sondern hier immer schon ein Problem. Ihm gilt es einen antirassistischen Feminismus entgegenzusetzen!

Deswegen am 13.03. gemeinsam mit uns auf die Straße gehen!

 

Unterstützer_innenliste:

– Linke Initiative Hildesheim
– SDS Hildesheim
– Linksjugend [’solid] Hildesheim
– Kurdisches Volkshaus
– TiRiHi
– Aktionsnetzwerk gegen Rassismus
– Infoladen Hildesheim
– Stern-Kebap Hildesheim
– Hi_queer
– Brückenstübchen Hildesheim
– AStA Uni Hildesheim
– AStA HAWK Hildesheim – Holzminden – Göttingen

Gespaltener Protest gegen Rechts in Algermissen

Infovorträge in Hildesheim, Wunstorf, Braunschweig, Hannover und Hameln / CDU- Bürgermeister treibt Keil in Protest gegen Rechts

Anlässlich der Demonstration am 07. November 2015 in Algermissen fand am gestrigen Abend in Hameln ein gut besuchter Infovortrag über die Nazistrukturen des Hildesheimer Umlandes statt. Dies war die letzte Veranstaltung nach einer Reihe von Infovorträgen in Wunstorf, Braunschweig, Hannover und Hildesheim. Der Fokus wurde hierbei auf den Kreisverband „Die Rechte“ Hildesheim gelegt. Dieser Kreisverband besteht seit einem Jahr und ist in dieser Zeit mit verschiedenen Aktionen in Hildesheim und Umland aufgefallen. Beispielsweise durch eine schlecht besuchte Demonstration unter dem Motto: „Gegen die Überfremdung des Deutschen Volkes“ im März 2015 in der Hildesheimer Nordstadt. Hierauf wurde mit lautstarkem, bunten und vielfältigem Gegenprotest reagiert. Die Besucher hatten auf den Veranstaltungen die Möglichkeit, Einblicke in die Nazistrukturen und ihr verzerrtes Weltbild in der Region Hildesheim zu erlangen und sich über die Demonstration zu informieren.

Das Aktionsnetzwerk gegen Rassismus hat sich im Vorfeld gegründet, um am 07. November 2015 eine Demonstration in Algermissen durchzuführen. Damit möchte das Aktionsnetzwerk ein Jahr nach der Gründung von „Die Rechte“ auf die Nazistrukturen in der Region aufmerksam machen und seinen Protest dagegen äußern.

Der Anlass der Demonstration ist nicht wie von Algermissens Bürgermeister Moegerle dargestellt, das Image der Gemeinde zu schädigen. Stattdessen sollen dadurch Nazistrukturen in der Region benannt werden um sie in einen gesellschaftlichen Diskurs zu bringen.

Unser Ziel ist es dabei nicht, den Protest gegen Rechts zu spalten oder eine bestimmte Protestform zu diskreditieren, sondern vielmehr den Nazistrukturen in der Region etwas entgegen zu setzen, um ihr verdrehtes Weltbild nicht gesellschaftsfähig werden zu lassen.

Bürgermeister Moegerle zeigt sowohl in dem Gespräch mit uns als auch im Artikel vom 28.10.15 in der HiAZ auf, dass Algermissen weltoffen ist und für „Demokratie und Toleranz“ einsteht. Dieses stellen wir auch nicht in Abrede und begrüßen es. Für uns ist es aber befremdlich, an Stelle der Darstellung des Ortes Algermissen durch die Neonazis zu kritisieren, den Protest gegen Rechts zu spalten und unsere Protestform zu diskreditieren.

Ein Protest gegen Rechts sollte aus vielfältigen und engagierten Aktionen und Formen bestehen. Daher begrüßen wir die Veranstaltung der Gemeinde von Algermissen um 11.00 Uhr vor dem Rathaus.

Für die Zukunft wünschen wir uns aber konstruktive Kritik an unseren Aktionen und Vorhaben.

Das Festbeißen an einzelnen Textpassagen unserer Veröffentlichungen erachten wir dabei nicht als besonders förderlich. Als zielführender betrachten wir das solidarische, anerkennende nebeneinander Bestehen der verschiedenen Protestformen. Dadurch wird der Gesamtprotest gestärkt und umfangreicher. Dieser Effekt wird aber durch eine Spaltung erheblich gemindert und erschwert dadurch die Vermittlung der Botschaft des Protestes.

Daher fordern wir alle Menschen auf, nach dem Besuch der Gemeindeveranstaltung und einem ausgewogenen Mittagessen mit uns gemeinsam um 15.00 Uhr am Bahnhof ein Zeichen gegen die Nazistrukturen in der Region Hildesheim zu setzen.

„Faschismus? Das hat in unserer Welt nichts verloren!“ 

Dieser Aussage würde höchstwahrscheinlich niemand widersprechen. Dennoch finden sich Elemente dieser menschenverachtenden Ideologie immer wieder in unserer Gesellschaft und sind manchmal sogar anschlussfähig. Aktuell gibt es kein deutlicheres Beispiel als der Einfluss offen rechtsradikaler Gruppierungen an rassistischen Versammlungen wie „Pegida“. Es zeigt sich dabei immer wieder, dass unsere Gesellschaft Bedingungen hat, die Faschismus hervorbringen. Dabei kann eine bestimmte Region besondere Eigenschaften haben, die das Vorhandensein dieser Bedingungen offener zeigt als im bundesweiten Diskurs. Regionale Politik und Presse können etwa an Randbezirken verschiedene Stimmungsbilder zwischen angrenzenden Gemeinden bedeuten, wenn sie zum Beispiel einem unterschiedlichen Landkreis angehören. Die politische und mediale Infrastruktur einer Region kann sich also mit bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen mischen, die einzelne Strukturen deutlicher hervorheben als andere. Unsere Kritik an den Machenschaften der Neofaschist*innen richtet sich deshalb zwar auch an dessen regionalen Inszenierungen, darüber hinaus aber ausdrücklich an den gesellschaftlichen Hervorbringungsverhältnissen von Faschismus.

Benennen wir die Sache wie sie ist: Der Landkreis Hildesheim hat ein Problem mit Faschismus. Algermissen ist hierbei aber nur ein sprachliches Instrument der Faschist*innen, sich zu präsentieren! Wir rufen deshalb alle Menschen dazu auf, sich am 07.11. Seite an Seite mit den zivilgesellschaftlichen Kräften vor Ort zu stellen und laut und deutlich zu einer Veränderung dieser Gesellschaft beizutragen! Denn nicht Orte rufen zu Gewalt auf, sondern „Die Rechte“!

Kommt am 07.11. nach Algermissen!
Ein Jahr „Die Rechte“ ist ein Jahr zu viel!

Den Nazis das Jubiläum vermiesen!

Demo am 7. November 2015
um 15.00 Uhr
Algermissen Bahnhof

Seit November 2014 existiert ein Kreisverband der Neonazi-Partei „Die Rechte“ in Hildesheim, welcher bereits durch verschiedene Aktionen aufgefallen ist. Eine faschistische Demonstration in der Hildesheimer Nordstadt dominierte, trotz schlechter Beteiligung, wochenlang die Presse. Regelmäßig werden Mahnwachen vor Flüchtlingsunterkünften oder Kriegsdenkmälern abgehalten, wobei offen gegen Minderheiten gehetzt wird. Im Stadtbild tauchte vermehrt rechte Propaganda auf und vor kurzem kam es zu rassistischen gewaltsamen Übergriffen durch Rechte. Hiergegen formierte sich schon schnell ein breiter, antifaschistischer Widerstand, der faschistische Versammlungen und Aktionen selten unbeantwortet ließ.

Wir wollen aber nicht mehr nur abwarten, bis die Nazis ihre nächste Demo abhalten oder Minderheiten erneut angegriffen werden und wir lediglich dagegen demonstrieren können – wir gehen dorthin, wo sich die Nazipartei letztes Jahr gründete und nehmen den Nazis ihre Handlungsspielräume!
Deshalb ruft das „Aktionsnetzwerk gegen Rassismus Hildesheim“ dazu auf, den Nazigeburtstag in ihrem Gründungsort Algermissen zu vermiesen. Wir werden mit einer großen bunten Demonstration in Algermissen den Fokus auf die Aktionen der Nazis lenken, über rechte Strukturen aufklären und damit nicht nur gegen Rassismus sensibilisieren, sondern auch zum aktiv werden ermuntern.

Ein Jahr „Die Rechte“ ist ein Jahr zu viel!

Aktuelle Infos auf: www.antirahi.blackblogs.org
www.facebook.com/antirahildesheim

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