Eine Geschichte der Ausbeutung – Staat und soziale Reproduktion im Kapitalismus

SDS Hildesheim -Sozialistisch Demokratischer Studierendenverband

Stell dir vor der Arbeitswert, also der Wert, den du durch deine Arbeit generierst, ist ein ganzer Kuchen, von dem ein Stückchen abgeschnitten wird. Das ist dein Lohn. Der Rest des Kuchens, der allergrößte Teil (MEHRwert), landet in den Händen des Kapitalisten. Du wirst ausgebeutet. Du wirst für ein Vielfaches weniger vergütet, als deine Arbeitskraft wert ist. Marx arbeitete in „Das Kapital“ heraus, dass der Kapitalismus, um Kapital akkumulieren zu können, auf Menschen angewiesen ist, die ihre Arbeitskraft verkaufen. Somit bekommt die Arbeit den Status einer Ware, die du verkaufen musst und die von Kapitalisten gekauft wird (das ist dann dein Lohn). Diese Arbeitskraft muss reproduziert werden, denn Menschen haben grundlegende Lebensbedürfnisse wie Nahrungsmittel und Wohnraum. Menschen sterben, werden krank, müssen heranwachsen und ausgebildet werden, der Nutzen ihrer Arbeitskraft verliert mit den Jahren an Wert. Diese Reproduktionsarbeit scheint auf den ersten Blick keine Berücksichtigung im Bild des Kuchens zu finden. Doch sie ist allgegenwärtig, denn sie wird sowohl gebraucht, um den Kuchen (also den Arbeitswert) stetig frisch zu halten, als auch um neue Kuchen zu backen.

Nun ist es aber so, dass der Kapitalismus vor dem Widerspruch steht, möglichst viel Arbeitskraft für möglichst wenig Geld bekommen zu wollen, gleichzeitig die Ware Arbeitskraft aber auch möglichst lange zu erhalten. Die soziale Reproduktion ist also Grundvoraussetzung für das Funktionieren des Kapitalismus, denn sonst gäbe es keine Arbeiter*innen.

Im Haushalt werden diese reproduktiven Aufgaben (Kochen, Haushalt, Erziehung, Pflege, …) vorwiegend unbezahlt verrichtet, was dem Staat und dem Kapital zugute kommt. Dem Staat kommt dabei eine Kontrollfunktion zu, damit das kurzfristige Ausbeutungsinteresse nicht die langzeitige Reproduktion der arbeitenden Klasse untergräbt (d.h. damit die Arbeiter*innen sich nicht zu Tode schuften). Also zeigt sich die Funktion des Staates auch darin *, eine „nachhaltige“ Ausbeutung zu sichern, die den Arbeitswert eines Menschen so lange wie möglich und so günstig wie möglich aufrecht erhält. Der Sozialstaat ist ein Kompromiss für die arbeitende Klasse und den Kapitalismus und in erster Linie auch nur die Stütze kapitalistischer Herrschaftssysteme.

Der Staat unterstützt das hegemoniale Konzept der klassischen bürgerlichen Familie und sorgt unter anderem mit Arbeits- und Sozialgesetzgebung, durch das Versicherungs- und Rentensystem, sowie das Recht für Familien, etc . dafür, dass jene Familie für die Reproduktion herhält. Das ist für Staat und Kapital insofern praktisch, als dass so viel der Sorgearbeit zur Reproduktion der Arbeitskräfte im Privaten stattfindet und dem Staat umsonst zur Verfügung steht.

Damit ist der Kapitalismus also auch Springquell der Unterdrückung von Frauen, Inter*, Nicht-Binären und Trans*Personen, von denen erwartet wird, diese Arbeiten aus freien Stücken und ohne Kompensation zu verrichten.

Im Laufe der Zeit hat sich mit der Entwicklung des Kapitalismus und dessen Erzeugnissen, auch die Sphäre der Reproduktion verändert.- Ein Beispiel: Die Erfindung der Waschmaschine lässt die Reproduktionsarbeiten effizienter werden. Das ist für den Kapitalismus total praktisch, denn effiziente Wiederherstellung der Arbeitskraft sorgt für eine höhere Ausbeutungsrate. Die Arbeiter*innen können also länger und effizienter arbeiten.

Aber schauen wir uns diese, uns widerspenstige, Ideologie mal am Beispiel der Pflege als ein Teil der sozialen Reproduktionsarbeit genauer an.

Der Mechanismus des Kapitalismus ist krisenhaft und stößt früher oder später an Grenzen, denn der Mensch und die Natur können nicht unendlich ihrer Ressourcen bestohlen werden. Wir erleben das momentan alle am eigenen Leib: Corona. Aber auch hier ist es wichtig, zu sehen, dass es Menschen gibt, die mehr davon zu spüren bekommen, als andere, denn #wirbleibenzuhause ist ein Klassenprivileg! Gerade jetzt zeigen sich die Mängel des totgesparten Gesundheitssystems und die Auswirkungen dessen, dass der Neoliberalismus aus dem Gesundheitssektor einen Markt gemacht hat. Zutage kommen die Folgen der fortwährenden Prekarisierung ganzer Lebenswelten. Diese betrifft besonders bereits marginalisierte Gruppe, denn der Neoliberalismus organisiert die soziale Reproduktion entlang sozialer Gruppen:? FLINT*Personen, Migrant*innen und finanziell schlechter gestellte Leute arbeiten dabei auffallend häufig in diesem Niedriglohnsektor. Der Neoliberalismus propagiert die Ideologie eines „unternehmerischen Selbst“ und der Eigenverantwortung und kaschiert damit Maßnahmen des Sozialabbaus. Im Pflege- und Gesundheitssektor heißt das ganz konkret: Personalnot, Unter- und Fehlversorgung, sowie Entscheidungen, die nach Profitaussichten und nicht ausschließlich nach medizinischen Kriterien getroffen werden.

Die Zeit, die der staatlich garantierten Pflege in einem System zukommt, wird durch Steuern finanziert. Also je mehr Zeit für Pflege draufgeht, desto schlechter ist das für das Kapital. Deshalb ist es das Anliegen der herrschenden Klasse, die Reproduktion der Arbeitskräfte so effizient und günstig wie möglich zu gestalten. Denn dem Kapital liegt kein Interesse daran, die Lebensbedingung der Menschen zu verbessern, solange ausreichend Arbeiter*innen zur Verfügung stehen, auf die es zurückgreifen kann. Die Pflege- und Reproduktionsarbeit schafft keinen Mehrwert. Der Staat wägt also ständig ab, welche Leistungen unbedingt Not tun, um die Reproduktion der Arbeitskräfte zu gewährleisten und dabei möglichst geringe Kosten anfallen zu lassen. Mehr Personal im Krankenhaus hieße eine Entlastung der Pflegearbeit im Privaten. Und wie wir eben gelernt haben, findet der Staat als „ideeller Gesamtkapitalist“ (wie Engels sagt) eigentlich ganz gut, wenn die Familie dafür sorgt, dass Arbeiter*innen zur Verfügung stehen. Denn mehr Pflegepersonal hieße, mehr des gesamtgesellschaftlichen Mehrwerts für die öffentliche Gesundheitsversorgung bereitzustellen. An dieser Stelle setzt der Kapitalismus die Profite und nicht die Menschen als Priorität.

Auch innerhalb des Pflegesektors wird mit der Gesundheit der Menschen gespielt, die sich am wenigsten wehren können. Altenheime bieten zum Beispiel keine Möglichkeit, Profit zu generieren, denn sie „reparieren Menschen nicht für den Arbeitsmarkt“. Es ist also kein Zufall, dass dort die Lage noch drastischer ist, noch mehr Engpässe entstehen und die Pflegekräfte noch unterbezahlter sind.

2015 wurden 73% der Pflegebedürftigen in privaten Haushalten gepflegt, 48% allein von Angehörigen ohne Unterstützung.

Und gibt es dennoch Engpässe, profitiert der Staat von der Etablierung eines sog. „grauen Pflegemarkts“. Dieser Markt um die Ausbeutung migrantischer Pflegekräfte, meist aus Osteuropa, wird vom Staat reguliert und forciert, an anderen Stellen wiederum wird Migration kriminalisiert. So stehen dem Kapitalismus möglichst günstige und effiziente Arbeitskräfte zur Verfügung. Rassistische Strukturen sind Grundvorraussetzung für den Kapitalismus! Das zeigt sich auch durch die Instrumentalisierung der Staatsbürgerschaften als Maßstab zur Vergabe (bzw. Vorenthaltung) von Menschenrechten. Für Migrant*innen ist es strukturell bedingt schwieriger, zu streiken, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und über den Zugang zu Wissen um Anlaufstellen zu erhalten. So ist es dem Kapitalismus leichter, diese Menschen auszubeuten. Zum anderen sind diese prekär beschäftigten Arbeitskräfte darüber hinaus insofern für den Staat kostengünstig, als ihre Geburt, Erziehung und Ausbildung, also ihre Reproduktion, nicht in der Bundesrepublik stattfand.

Wir sehen also: Die Reproduktion der Arbeitskräfte beruht – ebenso wie die Kapitalakkumulation als solche – auf Ausbeutung! Und bei dieser werden marginalisierte Gruppen wie FLINT*Personen, Migrant*innen, von Rassismus Betroffene und finanziell schlecht gestellte Personen besonders stark ausgebeutet.

Deshalb ist es unser Anspruch, Klassenpolitik intersektional zu denken! Klassenpolitik muss antirassistisch sein! Sie muss feministisch sein! Sie muss sich Misogynie, Trans*feindlichkeit, Inter*feindlichkeit und Diskriminierung von nicht-binären Personen entschieden in den Weg stellen! Klassenpolitik muss verbinden!

Der erste Mai ist internationaler Tag der Arbeit. Der erste Mai ist Tag der Arbeiter*innenkämpfe. An dem es gilt,dafür zu kämpfen, den Wert der Ware Arbeitskraft aufzuwerten und den Kapitalist*innen den Teil unserer Arbeit, der uns vorenthalten wird, also den Mehrwert, streitig zu machen.

Lasst uns am Ersten Mai dafür kämpfen, uns den Kuchen zurück zu holen! Den ganzen Kuchen!

Lasst uns den Kampf gegen Kapital und Patriarchat verbindenden, denn Veränderung schaffen wir nur in kollektiven Kämpfen gegen die Ausbeutung und Unterdrückung! Seien es die Kämpfe im Krankenhaus oder Altenheim, auf Lesbos oder in Rojava, an der Uni oder im Betrieb, Zuhause oder auf der Straße… Der Kapitalismus stellt sich gegen uns alle, gemeinsam möchten wir uns gegen ihn wenden!

#1MaiHI

 

Anmerkung: Dieser Text beruht u.a. auf Annahmen der Essaysammlung Kapital gegen Leben – Beiträge zur Theorie der Sozialen Reproduktion im Kapitalismus“ von Ronda Kipka und Vincent Streichhahn. Gerade jetzt in Zeiten von COVID-19 und Pflegekrise eine Leseempfehlung!

 

 

Beitrag des AFK*37 anlässlich der Demonstration am 18.05.2019

Viele erinnern sich noch an den 18. Mai letzten Jahres. Es war ein schöner, sonniger Samstag. In der ganzen Stadt verbreitete sich eine Sommerlaune, nur in der Nordstadt herrschte mal wieder Ausnahmezustand… es wollten wieder Nazis marschieren.
 
Für viele bleibt es eine Erinnerung an eine erfolgreiche Demonstration und eine gelungene Blockade. Für einige ist der 18. Mai 2019 jedoch noch sehr präsent. Denn auch wenn der kleine Haufen Neonazis von der NPD und die Rechte rund um Dieter Riefling wieder verschwunden sind, hat es sich die Staatsanwaltschaft Hildesheim zur Aufgabe gemacht, den Protest gegen die Neonazis zu kriminalisieren und engagierte Menschen für die Zukunft einzuschüchtern.
 
Zwar gab es für viele Beteiligten Einstellungen aufgrund eines geringfügigen öffentlichen Interesses. Jedoch haben auch nicht wenige von ihnen Auflagen erhalten, in welchen Geldzahlungen in unterschiedlicher Höhe verlangt wurden, damit die Verfahren eingestellt würden. Vermutungen der Soli-Struktur und des rechtlichen Beistandes gehen dahin, dass Menschen, die bereits in der Vergangenheit Engagement gegen Neonazis oder für linke Projekte zeigten, eingeschüchtert werden sollen und dieses Engagement in Zukunft nicht fortführen. Auch, dass bisher alle Klagen gegen die Platzverweise der Polizei vor allen zuständigen Gerichten gewonnen wurden, scheint die Staatsanwaltschaft Hildesheim nicht davon überzeugen zu können, die Schikane zu beenden und die Verfahren ohne Auflagen einzustellen. Nein, die Einschüchterung und die Kriminalisierung müssen um jeden Preis durchgezogen werden, egal wie lange es auch dauern mag.
 
Das ist ein Skandal!
 
Zumal die Neonazis, davon die meisten Antisemiten und Holocaustleugner, provokativ am jüdischen Friedhof in der Nordstadt langmarschieren wollten und es ihnen von der Stadt, trotz zahlreicher Proteste im Vorfeld, auch noch gestattet wurde. Und der bittere Beigeschmack des Spruchs „Rechts wegschauen, Links draufhauen“ bleibt somit auch heute noch bestehen.
 
Dieses Motto der Staatsmacht wird während der Corona-Pandemie unverändert fortgeführt. Während in Hannover nämlich die Teilnehmenden einer Demonstration, für die Rettung von Menschen auf dem Mittelmeer und den griechischen Inseln, gekesselt und ihnen T-Shirts mit politischen Aussagen, von Polizist*innen ohne Schutzausrüstung, vom Leib gerissen werden, weil sie angeblich die Infektionsschutzvorgaben nicht erfüllten, dürfen Aluhüte und Impfgegner*innen ihre kruden Verschwörungstheorien rund um das Virus an Open-Mics in aller Öffentlichkeit kundtun. Unbequemer Protest wird somit noch leichter einfach von der Straße geprügelt.
 
 
Diese Zustände sind unerträglich. Eine Besserung ist aber weit und breit nicht in Sicht. Im Gegenteil. Die Verschärfungen der Polizeigesetze in den letzten Jahren zeigen, dass der autoritäre Staat immer weiter ausgebaut und optimiert wird.
 
Wir fordern daher…
 
… den Stopp der Kriminalisierung von linken Protesten gegen Neonazis etc.
 
… die Einstellung, ohne Auflagen aller Verfahren rund um den Naziaufmarsch am 18.05.2019
 
… stärkeren zivilen Widerstand gegen Aktionen von Neonazis und anderen Menschenfeinden
 
… Solidarität mit den von Repressionen Betroffenen
 
Abgesehen davon, bedanken wir uns bei allen, die solidarisch mit den Betroffenen standen und stehen.
 
Für ein solidarisches Miteinander! No pasarán! Feuer und Flamme der Repression!
 
Antifaschistisches Kollektiv 37*

„Die Blase platzt“

Protestschrift mit Drama
von Erich Trosien
 
 
Der Kapitalismus im Alltag
 
Die Zeiten in denen wir leben, sind die Zeiten eines globalen Kapitalismus. Warum lässt diese Aussage nur so wenigen, zu wenigen, einen kalten Schauer über den Rücken laufen?
Wir haben uns an die Gesetze des Marktes gewöhnt. Für viele Menschen sind diese Gesetze so logisch und unumstößlich, wie das Gesetz der gegenseitigen Anziehung von Apfel und Newton, präziser: Wie das Gesetz des Stärkeren, des Angepassteren, der die Evolution überlebt und voran treibt. Nicht nur, dass „der Stärkere“ seltsam exklusiv männlich ist, er ist auch weiß. Trifft das nicht zu, haben unsere aasenden Medien auf der Suche nach likes und shares eine Exot*in gefunden, eine Ausnahme, die die Regel bestätigt und daher die Titelseiten verzieren darf. Vorausgesetzt, sie* ist fotogen oder zumindest exotisch genug, um sie* als Ausnahme zu zelebrieren. Was sagt der Kapitalismus dazu? 
„Die Gesetze des Marktes kennen keine Diskriminierung ob der Hautfarbe, ob des Geschlechts, wegen der Herkunft“, sagt er, aber wir müssen ihn korrigieren: Er kennt die Diskriminierung nicht, weil er sie nicht sieht, weil er sie nicht sehen will und weil er ihr nichts entgegen zu setzen vermag, als die blanke Leistungsgesellschaft. „Unser Kapitalist hat den Kasus, der ihn lachen macht, vorgesehn“, sagt Marx und der Kapitalismus frohlockt: „Habe ich nicht den Frauen das Recht gegeben, in meinen Fabriken zu arbeiten und am Verwertungsprozess teilzunehmen?“
Der Kapitalismus ist ein Meister des Versteck-Spiels. So wie er die Macht hinter seinen scheinbar naturgegebenen Gesetzen verbirgt, verbirgt er die Diskriminierungen hinter dem Traum einer* Tellerwäscherin* — Es sei einzig die harte, schweißtreibende Arbeit, die die Kapitaleigner*innen von der Arbeiter*innenschaft trennt. Denn Kapitaleigner*innen schwitzen sehr, auf ihrem Werdegang von Privatschulen, über Eliteunis und vor allem wenn ihr Profit in Gefahr ist. (Natürlich nennen sie ihren Profit „Arbeitsplätze“ und nicht Profit)
 
Es ertönt ein Glockenschlag, Trommelwirbel, Fanfaren: Der Vorhang öffnet sich. Auf tritt ein etwas ergrauter Herr anfang Sechzig: der Sozialstaat, der Wohlfahrtsstaat, der vom kapitalistischen Gott gesandte Jesus, der später dann an Kreuzschmerzen ob der Privatisierung einen qualvollen Tod sterben soll. Doch genug der Spoiler.
 
I. Akt
> Sozialstaat: 
„Die Macht gehört dem Volke!“
Kapitalismus: 
„Und die Lobby gehört uns.“
> Sozialstaat: 
„Vox Populi, vox Rindvieh; aber deshalb gibt es jetzt die kostenlose Bildung!“
> Kapitalismus: 
„Klar, kostenlose Bildung, aber unsere Kinder sind gepflegter und deshalb bei Lehrern beliebter.“
> Sozialstaat: (den Tränen nahe)
„Aber zumindest die Wahlen müsst ihr uns lassen…“
> Kapitalismus:
„Wir hätten da so ein Agenturprogramm im Angebot, wirklich tolles Marketing, wir bringen euch ganz groß raus, Wahlkampf wird jetzt viral und so!“
 
Der Vorhang fällt.
 
II. Akt
Der Sozialstaat hat sich umgezogen, er trägt jetzt gelb/blau und möchte ab sofort „Wohlfahrtsstaat“ genannt werden. Es Gibt Schampus und Kaviar.
 
> Wohlfahrtsstaat:
„Halli-Hallo, der Wohlfahrtsstaat ist wieder da! Menschen arbeitet, kauft ein, gönnt euch ein schönes, teures Leben! Und liebe Unternehmen, wachst! Werdet größer und größer, damit ihr ab und zu den Lohn anheben könnt und vergesst nicht, euch den Rest auszuzahlen! Wenn noch was übrig ist: Zahlt doch bitte ab und zu Steuern, aber nur so viel, dass ihr euch noch deutsche Arbeitskräfte leisten könnt!“
> Kapitalismus:
Klasse! Wir hätten da gern noch eine private Renten- und Krankenversicherung, damit die hart arbeitenden Vielverdiener nicht so lange beim Arzt warten und außerdem nicht die Rente vom ganzen Pöbel mitbezahlen müssen.“
> Wohlfahrtsstaat:
„Klar, macht mal. Zwei-Klassen-Gesundheit ist voll inn zur Zeit. Prost!“
> Kapitalismus:
„Dankeschön! Und sagt mal, wo wir schon dabei sind: Sollen wir euch Post, Telekom, Bahn und Lufthansa abnehmen? Die kosten euch doch eh nur…“
> Wohlfahrtsstaat:
„Freie Fahrt für freie Bürger! Staatsverschuldung ist uncool, wir machen mal Schuldenbremse.“
> Kapitalismus:
„Merci! Noch ein Gläschen Schampus?“ 
> Wohlfahrtsstaat
„Immer her damit!“
> Kapitalismus:
Wie wär’s wenn wir gleich noch die Krankenhäuser und Pflegeheime übernehmen? Ist doch bloß Last für euch?“
> Wohlfahrtsstaat: (inzwischen reichlich angetrunken)
Jajajajaja, das’s doch alles Garkeinproblem.
 
 
III. Akt
Ein etwas lädierter Kapitalismus tritt auf. Wohlfahrtsstaat und Sozialstaat erleben eine Dissoziation.
 
> Sozialstaat:
„Corona! Corona! Bleibt alle zu Hause!“
> Kapitalismus:
„Aua, aua, aua! Wenn niemand arbeitet, wer erwirtschaftet dann unseren Mehrwert?“
> Wohlfahrtsstaat: (etwas verkatert von der Party gestern)
„Jaaaa, also Rettungsschirm und so, wir packen da mal ein Päckchen…“
> Sozialstaat:
„Haben wir dann noch Geld für die Arbeiter*innen?“
> Wohlfahrtsstaat:
„Wir machen Kurzarbeit. Das schützt die Unternehmen UND die Arbeiter*innen!“
> Kapitalismus:
„Das reicht doch alles nicht! Bürger, kommt alle wieder zur Arbeit! Und wehe ihr macht Urlaub, wir brauchen euch jetzt!“
> Sozialstaat (übergibt sich)
> Wohlfahrtsstaat:
„Was’n bei dir los, ich dachte, ich war gestern feiern, nicht du!?“
> Sozialstaat:
„Wir sind Eins, du Depp!“
 
Der Kapitalismus nimmt eine Handvoll Krupp-Nägel® in die eine und einen Hammer von Dior® in die andere Hand und nagelt den mit sich selbst Streitenden Staat an ein Andreas-Kreuz.
 
> Kapitalismus:
„Damit wir uns immer an euch erinnern. War nett mit euch, danke und kommt bitte nur wieder, wenn ihr einen Rettungsschirm dabei habt.“
 
Der Vorhang fällt. Das Publikum applaudiert. Am Ende geben die Stars noch Autogramme. Am Merch-Stand ist großer Andrang: Alle wollen einen Dior®-Hammer kaufen. Die weniger wohlhabenden posten stolz Selfies mit einem Krupp-Nagel® an der Schläfe.
 
 
Wir erleben derzeit eine globale Krise. Der haltlos beschleunigte Kreislauf von Konsumption, Wertschöpfung und Verwertung ist zum Stillstand gekommen. Die Corona-Pandemie hat einen klaffenden Abgrund in die Fassade des schönen und geordneten Lebens gerissen. Es sind nur zwei Monate vergangen, seit die globale Warenzirkulation auf das nötigste beschränkt wurde. Wenn wir ehrlich in uns selbst gehen und uns fragen, was wir in diesen zwei Monaten am schmerzlichsten vermisst haben, wird es kaum der Einkaufsbummel im nahegelegenen Autohaus gewesen sein. Unsere Kleiderschränke haben sich ebensowenig entleert, wie unsere Telefone verrostet sind oder oder wie wir ob des ausgefallenen Fluges nach Frankfurt ein Meeting verpasst haben, dass dann doch per Videokonferenz stattfinden konnte. 
Nur die Kühlschränke haben nicht aufgehört, in den Gezeiten des Supermarktbesuchs ihre Ebbe zu präsentieren. Es ist nicht der Mond, der das Essen in den Kühlschrank spült. Es ist das Geld. Es ist jener Tauschwert, der wirklich essentiell ist, der, den wir aufwenden müssen um unsere Reproduktion zu gewährleisten. Von allen anderen Werten können wir eine Pause verschmerzen. Aber der haltlos beschleunigte Kapitalismus kann diese Pause nicht verschmerzen. Er schreit nach Lockerungen und Lösungen, nach Hilfspaketen und der Solidarität der Arbeiter*innen und Konsument*innen.
Unsere Arbeitsplätze hängen an einer Blase unnötiger Werte und diese Blase ist im Begriff zu platzen. Sie platzt, weil sie darauf angewiesen ist, dass neue Waren schneller konsummiert werden, als die alten ihren Gebrauchswert verloren hätten. Sie platzt, weil wir den Überfluss nicht sehen können, den uns der Kapitalismus als Mangel verkauft.
Vielleicht ist es Zeit, aus der Traufe in den Regen zu treten. Vielleicht ist es Zeit, sich zu fragen, was nötig ist und was nicht. Jetzt mehr denn je. Denn der Zwangsentzug vom Kaufrausch, welcher den Dealern einen kaltschweißigen Turkey beschert, gibt uns Raum inne zu halten. Nur kurz. Bevor wir wieder in den glänzenden Schaufenstern der Einkaufszentren versinken. Bevor wir wieder in den heiligen Tempeln das Geldopfer bringen können, damit die Marken-Götter uns reich mit Schönheit, Ansehen und vor Allem: Lebensgefühl, beschenken.

Musik

Hier findet ihr eine Playlist, die so richtig auf den 1. Mai einstimmt! Von Arbeiter*innenliedern über Punk, HipHop und allem, was das Herz begehrt!

 

 

Soli T-Shirts

Wir haben zum 1. Mai etwas ganz Besonderes vorbereitet! Diese T-Shirts mit Motiven von vergangenen Demos aus Hildesheim könnt ihr ab heute bestellen! 

Ein Shirt gibts für 15 EUR. Das Geld, was über den Unkostenbetrag von ungefähr 10 EUR(nach Bestellmenge gestaffelt) hinaus geht, spenden wir an Anti-Rep Hildesheim. Die Menschen dort helfen, wenn ihr oder andere Leute hier Stress mit der Polizei haben und Repression erleiden. Man kann sich dann an Anti-Rep wenden und bekommt auch konkret und unkompliziert finanzielle Hilfe. Wenn ihr selbst betroffen seid, meldet euch bei antirep-hi@riseup.net. Im Zuge der Repression rund um die Blockade des Naziaufmarsches am 18.05.2019 konnte so schon vielen Menschen geholfen werden. Das heißt, ihr spendet mit dem Kauf eines T-Shirts direkt an Menschen, die von Repression betroffen sind!

Wenn ihr so ein T-Shirt haben möchtet, schreibt uns eine Mail auf antifaschistisches-netzwerk@riseup.net. Bitte gebt euer Wunschmotiv (AllezusammengegendenFaschismus; 8Maerz2020; RiotnotQuiet), eure Größe und ob ihr ein tailliertes Shirt haben möchtet, an. Die Bestellungen sind verbindlich, denn wir lassen sie nach eurer Bestellung drucken. Sie sind dann in Hildesheim bei Stern Kebap in der Bernwardstraße abzuholen und zu bezahlen. (Wenn ihr da nicht hinkommen könnt, finden wir sicherlich andere Wege)

Gedruckt werden die Motive  mit Bio-Farben auf Bio-Shirts.

design by Pia Chwalczyk

design by Pia Chwalczyk

Linksammlung zu feministischen Themen

Diese Linksammlung wurde zusammengestellt von der losen Gruppe an Menschen, die im November die Demonstration „Riot not Quiet – Seite an Seite gegen patriarchale Gewalt“ und zum 8. März den „Intersektionalen Feministischen Streik“ organisiert hat.

Ihr findet hier Links zu Artikeln, Seiten, Gruppen und Videos, die sich mit intersektionalen, feministischen Themen auseinandersetzen. Außerdem sind Spendenlinks aufgeführt. Wenn ihr Geld habt und etwas an Organisationen geben wollt, könnt ihr euch diese Vorschläge ansehen.

Mehrfachmarginalisierung:
 
 
 
Schwangerschaftsabbrüche:
 
  • Hilfetelefon Schwangere in Not. Tel.: 0800- 40 40 020 rund um die Uhr. In 18 Sprachen
  • Telefonseelsorge: Tel.: 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123. Anonym und kostenlos. Mit Mailberatung und Chatberatung
Häusliche Gewalt:
  • Beratungsstellen in Hildesheim und Hannover:
 
  • Hilfetelefon und Online-Beratungen per Chat, E-Mail usw. 
  • Hilfetelefon Sexueller Missbrauch, Tel.: 0800 – 22 55 300 (Mo, Mi, Fr: 9-14 Uhr, Di und Do: 15 bis 20 Uhr), kostenlos und anonym
 
 
 
 
Spendenlinks:
  • Support für die queere Refugee-Familie House of Royals (Paypal): smtdrgn@gmail.com
  • Spendenkampagne intersectonal solidarity (Paypal): transwomanofcolor@gmail.com

Musikvideo „Wenns dunkel wird…“ von Lewia

Link

Triggerwarnung: Sexualisierte Gewalt

 

Was mir passiert ist, wird mich mein Leben lang begleiten.
Ich werde es niemals vergessen können, sondern ich muss lernen, damit zu leben. Und so geht es nicht nur mir alleine.
Mein Privileg ist, Menschen um mich zu haben, die mich unterstützen, mich wertschätzen und mir Mut machen.
Dieses Privileg haben wir nicht alle.
Ich habe dieses Lied geschrieben, um Betroffenen Mut zu machen und ja, auch, um mir selbst Mut zu machen. Um das Thema aus dem Tabu ein Stückchen weiter in die Öffentlichkeit zu bewegen. Um zu zeigen, dass Gesetzgebung und Gesellschaft sich immer wieder auf der falschen Seite positionieren und die Erfahrungen von Betroffenen mit Füßen treten.
Es ist egal, wie du dich anziehst! Es ist egal, was du tust oder welche angeblichen Signale du aussendest! Nein heißt Nein!
Das Problem heißt Sexismus. Es heißt Patriachat. Es heißt Macht. Und vor allem FLINT*s bekommen das jeden Tag aufs neue zu spüren.
Gegen jede Unterdrückung!
Bleibt stark und achtet aufeinander!
Ton: Oliver Brandt
Video: Maik Brückner

Polizeigewalt – Beitrag des AStA Universität Hildesheim

Themenwoche: Polizeigewalt und Racial Profiling

Immer wieder leiden Studierende unserer Universität unter Alltagsrassismus und struktureller Ungleichbehandlung, eben auch von Seiten der Polizei.
Seit Jahrzehnten bemängeln internationale Akteur*innen den Umgang der Behörden mit den Problemen in der deutschen Polizei. In der aktuellen Krisensituation von Covid-19 baut die Politik trotzdem auf eine erhöhte Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit und nimmt damit eine Forcierung aller Konflikte in Kauf, die diese Maßnahme mit sich bringt.
Wir als Studierendenvertretung möchten nicht nur auf dem Papier jegliche Form von Diskriminierung und Gewalt ablehnen. Auch wir sind nicht ohne Fehler und uns ist bewusst, dass wir in unserer Arbeit noch nicht alles berücksichtigen oder richtig machen. Aber wir möchten Solidarität üben, indem wir auf Probleme aufmerksam machen und wir möchten dazu aufrufen, Missstände aufzudecken und deren Bekämpfung voranzubringen.
Wir sprechen uns für eine Kennzeichnungspflicht für Beamt*innen und für die Etablierung einer unabhängigen Kontrollinstanz und Beschwerdestelle aus. Die neuen Polizeigesetze müssen verfassungsrechtlich geprüft und entsprechend angepasst werden! Des Weiteren unterstützen wir jede Bestrebung, offizielle Statistiken über Gewalt, Amtsmissbrauch und Diskriminierung aus den Reihen der Polizei anzulegen, um den Handlungsdruck auf die Behörden zu erhöhen.

Wir hoffen, dass ihr gut durch diese schwierige Zeit kommt. Passt aufeinander auf!